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Frischkleben - Interview mit Rudolf Endres

Seit Jahren argumentiert Rudolf Endres gegen die Frischklebepraxis. Er selbst leidet unter Asthma und spürt die Auswirkungen der organischen Lösungsmittel am eigenen Leib. Im nachfolgenden Interview warnt er nachdrücklich vor den Gefahren, die durch Frischkleben entstehen können, nicht zuletzt deswegen, weil Kinder weit mehr von den Auswirkungen betroffen sein können als Erwachsene und weil viele Sportler, angetrieben durch den eigenen Ehrgeiz, gerne verbotene, weil hochgiftige Kleber benutzen oder den handelsüblichen, verbotene, weil eben auch hochgiftige Substanzen beimengen.

Rudi, es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, dass Du selbst unter den Folgen des Frischklebens unmittelbar zu leiden hast. Kannst Du bitte einmal erläutern wie sich das bei Dir auswirkt.
Rudolf Endres Ich bin Asthmatiker und das wirkt sich bei mir so aus, dass die Dämpfe der organischen Lösungsmittel bei mir die Schleimhäute schon weit unter der vorgeschriebenen maximalen Arbeitsplatzkonzentration reizen und ich schon mehrere schwere Asthmaanfälle deswegen hinter mir habe.

Kannst Du das wirklich zweifelsfrei auf die Frischklebepraxis zurück führen?
Rudolf Endres Bei mir wirkt sich dies jedenfalls so aus. Andere Asthmatiker haben andere reizauslösende Stoffe, doch bei 6 Millionen Asthmatikern in Deutschland, gibt es sicherlich eine größere Zahl, die durch die Dämpfe von organischen Lösungsmittel gereizt werden. Es ist auch keineswegs Einbildung. Ein Spieler meines Heimatvereines, den ich mehrmals schon gebeten hatte, mit dem Kleben umsichtiger umzugehen, kam in die Halle und behauptete er hätte geklebt. Da ich aber keinerlei Reizung verspürte, war das für mich ausgeschlossen. Ich hatte recht, es sollte nur ein Test sein, weil er nicht glauben wollte, dass ich sogar auf geringe Konzentrationen sensibel reagiere. Ich kann also für mich in Anspruch nehmen, ein guter Indikator für das Frischkleben zu sein.

Seit vielen Jahren kritisierst Du schon die Auswirkungen des Frischklebens. Dabei hat es den Tischtennissport doch nachhaltig verändert. Ist dem überhaupt beizukommen?
Rudolf Endres Was mich so sehr daran stört, ist die Aufrechnung Gesundheit mit sportlichem Erfolg. Der Erfolg ist ja für die Sportler nachvollziehbar, die möglichen Schäden für die Gesundheit stellen sich in der Regel erst später ein. Dabei hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Wer seine eigene und die Gesundheit anderer gefährdet, kann dies doch unmöglich mit sportlichem Erfolg rechtfertigen.
Die ITTF und jeder darin befindliche große Verband hat das inzwischen eingesehen und Gegenmaßnahmen eingeläutet. Auch das IOC, mit dem ich deswegen auch schon mehrfach korrespondiert habe, ist inzwischen auf die gesundheitsschädigende Wirkung des Frischklebens aufmerksam geworden und müsste gemäß der eigenen Charta hier aktiv werden und Tischtennis streichen, wenn hier keine Besserung in Sicht wäre.

Aber hilft das alles, um der breiten Masse der Frischkleber beizukommen?

Rudolf Endres Es wird etwas dauern, aber letztlich wird sich der Erfolg einstellen. Wer anfangs mit dem Frischkleben Erfolge zu verzeichnen hat, wird irgendwann in Bereiche kommen, wo das Frischkleben überprüft wird. Dann darf er es nicht nutzen und die Umstellung ist dann keineswegs einfach, so dass ihm auf höherer Ebene der Weg verbaut ist, also wird er es irgend wann sein lassen müssen.
Natürlich nutzt ein Verbot nur dann etwas, wenn es auch kontrolliert wird, aber es sollen ja schon bald preiswerte Geräte auf den Markt kommen, mit denen ein Nachweis geführt werden kann. Mit teureren Geräten lässt sich der Nachweis erbringen, mit was frischgeklebt wurde, aber die billigen, die lediglich nachweisen, dass frischgeklebt wurde reichen ja für diesen Zweck vollkommen aus.
Auch Vereine können sich so ein Gerät leisten. Wenn dann vor dem Spiel überprüft wird, ob ein Spieler frischgeklebt hat, dann wird die Mannschaft, die sich an das Verbot hält, einen klaren Vorteil haben, da wie gesagt die Umstellung von frischgeklebten Belägen auf herkömmlich geklebte nicht ohne weiteres zu bewältigen ist.

Es wird aber auch gerne ins Feld geführt, dass die maximale Arbeitsplatzkonzentration für organische Lösungsmittel in einer Halle doch eigentlich nie überschritten wird, was sagst Du dazu?

Rudolf Endres Das wird zumeist nur unter klinischen Bedingungen gesehen. Wenn vier Leute fünf Minuten lang in einer Umkleidekabine kleben, was in einem Mannschaftsspiel zumeist zu tief gegriffen ist, dann ist die Konzentration dort schon überschritten. Wenn ein Einzelner in einem Auto klebt, dann reicht das auch schon aus, um über die vorgeschriebenen Maximalwerte zu kommen.
Außerdem gelten diese Werte nur für Erwachsene. Kinder sind da wesentlich anfälliger dafür. Es ist gesetzlich verboten, Kindern den Umgang mit organischen Lösungsmitteln zu ermöglichen. Man macht sich strafbar. Wenn Trainer, Betreuer oder Eltern ihre Kinder kleben lassen, dann ist das völlig unzulässig und kann am Ende auf eine Gefährdung ihrer eigentlich Schutzbefohlenen hinaus laufen.
Dazu kommt noch, dass diese Richtlinien alle für herkömmliche Kleber gelten, vielfach werden diese ja noch aufgemotzt und werden dadurch noch viel gefährlicher.

Inwiefern?
Rudolf Endres Es werden hochgiftige Stoffe beigemengt, die den Frischklebeeffekt noch verstärken, dabei aber in hohem Maße krebserregend, toxisch, mutagen, also die Erbanlagen schädigend und unfruchtbar machend sind. Wenn ich gerade jungen Leute die Gefahren des Frischklebens vor Augen führe, dann heißt es oft, an Krebs erkranken kann jeder auch bei der gesündesten Lebensführung oder sterben müssen wir alle einmal. Wenn ich sage, es macht impotent, dann schlucken viele. Die ganze Diskussion ist manchmal wirklich aberwitzig!

Das Schwierige daran, so scheint es, sind die Spätfolgen, da ja nur eine Minderheit wie Du darauf sofort reagieren.

Rudolf Endres Es ist eben sehr schwer, den Nachweis zu erbringen, dass gerade der Umgang mit diesen organischen Lösungsmitteln, die ich für nicht minder gefährlich als das rauchen halte, die Ursache war. Aber in meinem Bekanntenkreis gibt es mehrere Fälle schwerster Erkrankungen, die ich darauf zurück führe. Natürlich gibt es wie beim Rauchen auch die Fälle, wo jemand intensiv jahrelang frischklebt und nicht an irgendwelchen Symptomen leidet, aber das Entscheidende ist, dass je nach genetischer Disposition all die zuvor beschriebenen Symptome sehr stark gefördert werden können. Die Berufsgruppe der Maler ist trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die hier seit Jahren greifen, sehr auffällig in der Zahl der Krebserkrankungen und anderer von mir auch mit Frischkleben aufgeführten Erkrankungen. So auffällig, dass EU-weit Beschlüsse gefasst werden sollen, organische Lösungsmittel in den Farben zu verbieten.

Kannst Du bitte die Gefahren noch einmal detailliert beschreiben?

Rudolf Endres Selbst in den handelüblichen, also zugelassenen Klebern, ist überall ein Warnhinweis angebracht, der u. a. auch sagt, dass sie nicht in die Hände von Kindern gelangen dürfen und leicht entzündlich sind. Schon eine geringe Konzentration eines verbotenenen Beimengungsstoffes, auf den ich hier nicht näher eingehen will, Insider wissen auf was ich anspiele, beinhaltet ein deutliches Risiko für eine Explosion, was oft nicht bedacht wird. Reizungen der Schleimhäute, der Atemwege, der Verdauung, Benommenheit, Verminderung der Reaktionsfähigkeit, die einem aber als solche nicht bewusst werden kann, sich aber deutlich leistungsmindernd auswirkt und Kopfschmerzen. In höherer Dosierung oder bei längerem Einatmen kann es auch direkt zur Bewusstlosigkeit oder beispielsweise zu Lungenödemen führen. Dabei handelt es sich um Stoffe, die wohlgemerkt in handelsüblichen Klebern enthalten sind, bei verbotenen Klebern oder Stoffen, die gerne beigemengt werden, sieht es noch wesentlich schlimmer aus. Da gibt es extrem gefährliche Stoffe, die nachweislich mutagen, also die Erbanlagen verändert und schädigend sind, die Herz, Leber und Nieren auf Dauer schädigen können. Diese Stoffe wirken größtenteils auch stark kaziogen, also krebserregend oder schädigen als Nervengift nachhaltig die neuralen Muster in unserem Körper. Teilweise dringen diese Stoffe auch ins Grundwasser und können dort andere Menschen vergiften.
Man darf nie vergessen, dass Chemiker mit solchen Stoffen im Labor nur sehr vorsichtig und unter allerlei Sicherheitsmaßnahmen umgehen, was beim Frischkleben einfach nicht die Realität ist. Dazu sind gerade Kinder und Heranwachsende für die schädigende Wirkung dieser Stoffe noch viel empfänglicher als Erwachsene.
Ich habe viel Material, auch von renommierten Wissenschaftlern zusammen getragen und das ist in seiner Aussage eindeutig: Frischkleben ist gesundheitschädlich. Das müssen wir allen bewusst machen und damit aufhören, möglichst sofort!

Rudi, vielen Dank für dieses Gespräch.


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