Interview mits Kirsten Falk und Frank Schmidt
Zum erfolgreicher Start des TTSV Fraulautern in die zweite
Bundesliga haben uns Kirsten Falk und Frank Schmidt
freundlicherweise Rede und Antwort gestanden.
Kirsten Falk zum Bundesligastart Fraulauterns
Kirsten, als Mannschaftsführerin hast du wohl mit den
besten Einblick in das bisherige sportliche Geschehen. 3:3
Punkte sind doch wohl eine sehr schöne Ausbeute nach den
ersten drei Spielen?
Kirsten FalkMit den 3 Punkten sind wir absolut
zufrieden. Wenns so gut weiterlaufen wird, können wir uns
nicht beschweren und haben dann auch gute Chancen die
Klasse zu halten.
Was beeindruckt ist auch die mannschaftliche
Geschlossenheit eures Teams. Jede scheint für jede da zu
sein und es scheint, als hätte die Mannschaft trotz der
Sprachbarierren rasch zueinander gefunden.
Kirsten FalkDie vielen Sprachen sind eigentlich kein
großes Problem. Zur Not wird halt mit Händen und Füßen
geredet und dann versteht man sich schon irgendwie. Dieses
Jahr ist unsere Mannschaft wirklich witzig! Nach Jasna
haben wir 5 unterschiedliche Charaktere in der Mannschaft
und deshalb finden wir auch immer etwas, über das wir uns
kaputt lachen könnten. Jasna ist "crazy", Patricia "cool",
Claudia "quiet", Kirsten "nice and a control freak" und
Nikola "tough"!!!
Konntest du von den erfahrenen Spielerinnen Jasna Reed
und Patricia Aubry bisher schon etwas lernen?
Kirsten FalkBeide sind
tolle "Mannschaftsspielerinnen"!! Für beide ist in erster
Linie der Mannschaftserfolg das wichtigste und nicht immer
nur die eigene Leistung! Sie feuren einen während einem
Spiel an und geben einem Tipps. Das finde ich, ist in einer
Mannschaft mit das wichtigste!
Gibt es bestimmte Faktoren, die du besonders für euren
bisher so erfolgreichen Auftritt in der 2. Bundesliga
verantwortlich machst?
Kirsten Falk Auf jeden Fall die gute Kameradschaft
in der Mannschaft und unser Mannschaftstraining....
Wie beurteilst du das jetzt anstehende Spiel gegen
Burgstetten?
Kirsten Falk Wir werden unser Bestes geben und dann
sehen was passiert. Burgstetten ist mit eine der stäksten
Mannschaften, aber da es jetzt nur noch bis 6 geht, sollte
ein 5:5 immer mal möglich sein, wenn wir alle zusammen
einen guten Tag erwischen.
Alle fünf Spielerinnen hatten letzten Sonntag gegen
Besse ihren Anteil an diesem klaren Sieg. Werdet ihr auch
künftig weiter rotieren?
Kirsten Falk Wenn alle gleich stark bleiben und
keiner sich verletzen wird, werden wir auch weiterhin uns
abwechseln....
Richtet sich die Rotation nach taktischen
Erfordernissen, also nach den Spielerinnen, die der Gegner
aufbietet oder ist eher die Form in der Woche vor dem Spiel
ausschlaggebend?
Kirsten Falk
Klar beachten wir die Spielarten
von unseren Gegnern, aber es gibt aber auch immer Zeiten,
wo einer nicht so gut drauf ist oder wo jemand viel lernen
muss.
Sicherlich ist es gerade für Nachwuchsspielerinnen auch
interessant, eure Bundesligamannschaft auch einmal im
Training zu beobachten. Trainiert die gesamte Mannschaft
auch einmal zusammen?
Kirsten Falk Unser Mannschaftstraining ist immer
mittwochs und freitags. Aber es kann auch nicht immer jeder
kommen, weil manche samstags arbeiten müssen oder der Weg
nach Fraulautern zu weit ist. Vor Mannschaftsspielen
trainieren wir aber meistens zusammen.
Beim saarländischen Top12 warst du ja bereits für die
Südwestrangliste qualifiziert und folglich freigestellt. Es
hieß, dass du aufgrund von Rückenschmerzen und
Studiumsstress nicht spielen konntest, es aber an sich
gerne getan hättest. Stimmt das?
Kirsten Falk Ja im Moment habe ich nach dem
Tischtennistraining immer ziemlich Rückenschmerzen. War
beim Arzt und bekomme jetzt Krankengymnastik. Hoffe, dass
es wieder besser wird. Außerdem hab ich auch dienstags nach
der Rangliste noch eine Klausur schreiben müssen. Da hatte
ich nicht unbedingt den Kopf dafür, diese Rangliste zu
spielen.
Normalerweise verbessern sich SpielerInnen ja auch
dadurch, indem sie höhere Klassen spielen. Bei den
vergangenen Südwestranglisten waren Claudia, Nikola und du
bereits sehr erfolgreich. Da habt ihr euch doch bestimmt
auch für die kommenden am 11./12. Oktober etwas vorgenommen?
Kirsten Falk Hauptziel ist natürlich diese guten
Platzierungen zu verteidigen. Diese Chance ist da, wird
aber absolut nicht einfach werden.Wir versuchen unser
bestes zu geben und hoffen auf gute Ergebnisse....
Kirsten, danke für deine aufschlußreichen Worte.
Hoffentlich bleibst du weiterhin bei bester Gesundheit und
der Mannschaft weiterhin viel Erfolg in der 2. Bundesliga.
Auch in den nächsten Heimspielen werdet ihr sicherlich von
zahlreichen Zuschauern unterstütz. Vielleicht sogar von
noch mehr als beim Saisonstart.
Frank Schmidt zum guten Saisonstart Fraulauterns
Seit vielen Jahren hat der TTSV auf das Ziel 2.
Bundesliga
hingearbeitet. Bei den "Machern" dürfte zur Zeit doch große
Zufriedenheit herschen?
Frank Schmidt Nachdem man mit Schwabhausen einen
denkbar ungünstigen Auftaktgegner
erwischt hatte, zeigte sich schon in Langweid, dass die
Fraulauterner Mannschaft durchaus in einer der stärksten
2.Bundesligen der letzten Jahre mithalten kann. Mit diesem
deutlichen Sieg in Besse hatte aber niemand so richtig
gerechnet. Zwar sah ich unser Team im Vorfeld als leicht
favorisiert an, aber dass
wir so hoch gewinnen würden, hatte keiner erwartet.
Wie wichtig war der Auswärtssieg für den Klassenerhalt?
War der Punktgewinn in Langweid ein Bonus, den man gerne
mitnahm, so war
der Erfolg in Besse ein riesen Schritt in Richtung
Klassenerhalt - zumal man
durch das klare 6:1 jetzt auch von der Spieldifferenz her
einen größeren
Vorsprung auf die Hessen hat. Auch Wombach wird von nahezu
allen Experten als deutlich schwächstes Team
eingeschätzt. Daher bin ich zuversichtlich, dass auch in
diesem Spiel doppelt gepunktet werden kann. Aus Sicht von
Besse war die Zuschauerkulisse relativ enttäuschend und
nach zwei Auswärtsspielen zeigt sich, dass nicht überall
die Begeisterung so groß ist wie im Saarland - ich hoffe,
dass durch diesen Erfolg im nächsten
> Heimspiel gegen Röthenbach am 19.10.03 (Sonntags, 14 Uhr)
noch einmal eine Steigerung der Zuschauerzahlen erreicht
werden kann. Mit der entsprechenden
Zuschauerunterstützung können wir zuhause mit Sicherheit
noch die eine oder andere Überraschung schaffen.
Zwar verfügen alle Bundesligisten über eine
Internetpräsenz, aber kaum eine davon kann sich von Inhalt
oder Aktualität mit der des TTSV vergleichen.Wird hier ein
wichiges Medium verschlafen?
Frank Schmidt Eine interessante Frage!
Seit 1999 haben sich die Besuche auf unserer Seite Jahr für
Jahr deutlich gesteigert und seit wir 2.Bundesliga spielen
haben wir an einem Tag doppelt so viele Besucher auf
unserer Homepage als zu deren Start in einem ganzen Monat.
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ein wichtiges Medium
verschlafen
wird, vielmehr habe ich den Eindruck, dass viele Vereine
das Medium Internet
nicht richtig zu nutzen in der Lage sind. Ich höre oft: Wir
brauchen keine Homepage, wir lesen lieber Zeitung oder
Videotext. Und genau hier liegt aus meiner Sicht der
springende Punkt: man darf sich als Verein nicht vor eine
Entscheidung entweder neue oder "alte" Medien stellen,
sondern muss
versuchen, beides so gut es geht zu kombinieren.
Ich sehe unsere Homepage nicht als Konkurrenz zu Zeitung,
Videotext, Sportarena oder was auch immer. Sie ist vielmehr
das Verbindungsglied zwischen all diesen anderen Medien.
Wer schon einmal die Lokalberichte in der dts gelesen hat,
der wird feststellen, dass diese sehr große Ähnlichkeiten
mit Berichten auf unserer Homepage haben. Der
Landespressewart des STTB aber auch z.B. der Pressewart des
SWTTV oder Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung nutzen
unsere Homepage - nach Absprache - immer
häufiger als Informationsquelle für ihre Berichte.
Das Medium Internet wird nicht verschlafen, man weiß nur
leider vielerorts
noch nicht, richtig damit umzugehen. Anfangs stand ich mit
meiner Idee von
der Homepage auch mehr oder weniger alleine da und hab
alles alleine
gemacht, mittlerweile ist die Informationsbreite so groß
geworden, dass es
schon fast ein Full-Time-Job wäre, die Seite alleine zu
aktualisieren. Min
besonderer Dank gilt daher vor allem den
Mannschaftsführern sowie dem
Vorstand, ohne die unsere Homepage nie diese Aktualität und
Informationsvielfalt aufweisen könnte!
Ich hoffe, mit der Zeit erkennen noch mehr Vereine die
Möglichkeiten der
modernen Kommunikation - übrigens wären 3 der letzten 7
Spielerwechsel
ohne das Internet gar nicht zustande gekommen - darunter
auch die Verpflichtung
unserer Spitzenspielerin Jasna Reed.
Das Wagnis 2. Liga geht doch sicherlich auch mit
finanziellen Mehrbelastungen einher. Laut dem verstorbenen,
ehemaligen ATSV-Manager Rebmann ist professinonelles
Tischtennis langfristig nicht zu finanzieren. Trifft das
auch auf Fraulautern zu?
Frank Schmidt Naja, ganz umsonst ist das natürlich
nicht. Ich kenne zwar keine Zahlen
von anderen Vereinen, aber ich kann mir nicht vorstellen,
dass außer Wombach
ein anderer Verein in dieser Spielklasse finanziell so
gesichert da steht wie der TTSV Fraulautern.
Wir haben den entscheidenden Vorteil, dass drei unserer 5
Spielerinnen bereits sehr lange in Fraulautern spielen und
wir keine horrenden Summen aufbieten müssen, um eine
Mannschaft zusammenstellen zu können. Ich sehe
keinen Sinn darin, das Unternehmen 2.Bundesliga derart
anzugehen, wie z.B.
Schwarza es derzeit tut. Eigene Talente wie Ann-Katrin Axt
wurden geradezu genötigt,
sich einen anderen Verein zu suchen, da sie hinter den
gutbezahlten Vollprofis keinerlei Zukunftsperspektiven mehr
hatten. Wie diese Geschichte weitergehen wird, ist bereits
abzusehen, da es Vereinen, die ähnlich agiert haben in den
letzten Jahren immer wieder genauso ging: man wird in die
1.Bundesliga aufsteigen, sich dort ein paar Jahre halten
können, dann lässt irgendwann das Interesse der Sponsoren
nach und der Verein wird 4-5 Klassen nach unten
durchgereicht. Ganz anders dagegen unser Konzept: es ist
unerlässlich, bezahlte Spielerinnen zu engagieren, wenn man
auf diesem hohen Niveau mitspielen
möchte. Wichtig ist jedoch immer, dass man zwei Dinge nicht
aus dem Auge
verliert: Warum will ich als Verein 2.Bundesliga spielen
und wieviel kann
ich mir leisten?
Eigene Talente zu fördern ist dabei schon seit Jahren die
oberste
Handelsmaxime des TTSV Fraulautern - sei es nun Kreisliga
oder
2.Bundesliga. Die zahlreichen Sponsoren, die wir vor der
Saison für uns gewinnen
konnten, sprechen für die sehr gute Arbeit des Vorstandes,
der unzählige Stunden darin investiert hat, den Verein
finanziell derart abzusichern. Sollte es sogar zu einem
Überschuss kommen, wird dieser natürlich nicht nur für die
2.Liga weiterverwendet sondern vor allem auch zur Förderung
unserer Jugendlichen
und Talente.
Im Schülerinnenbereich ist Fraulautern immer noch gut,
aber nicht mehr
so erfolgreich wie in den vergangenen Jahren vertreten.
Konzentriert man sich
jetzt nur noch auf die Damen oder gibt es hier neue
Anstrengungen?
Frank Schmidt Anstrengungen im Jugendbereich gibt
es nach wie vor nicht weniger als die
ganzen anderen Jahre, als wir Talente wie am Fließband
produziert haben. Das
Problem liegt nicht allein beim TTSV Fraulautern, wenn man
sich die
Entwicklungen im Nachwuchsbereich anschaut, so ist es
schon erschreckend,
wenn man sieht, dass ganze Jugendabteilungen vom einen auf
andere Jahr
komplett zusammengebrochen sind.
Erfolg ist nur bis zu einem gewissen Grad planbar. Mit
Stanislav Horshkov
der bis letztes Jahr eine der besten Zweitligabilanzen
gespielt hat, haben
wir den spielstärksten Nachwuchstrainer landesweit. Die
Bedingungen sind
nahezu optimal, das Problem ist nur, dass es in unserer
Gesellschaft immer
weniger Kinder und Jugendliche gibt, die sich überhaupt
sportlich
betätigen und wenn, dann eher in Funsportarten als im
Tischtennis.
Das altbewährte Konzept für die nahe Zukunft lautet: Spitze
durch Breite!
Durch das Erreichen der 2.Bundesliga wird hoffentlich ein
Boom ausgelöst
und das Interesse am Tischtennis im Saarlouiser Raum wird
wieder etwas
stärker.
Nur wenn man eine Grundlage von möglichst vielen
Jugendlichen hat, kann
man auch wieder Talente wie Kirsten Falk oder Vanessa
Gergen herausbringen.
Aber von heute auf morgen geht das auch nicht, das braucht
seine Zeit.
Übrigens: wer mal genauer hinschaut, kann feststellen, dass
wir mit
Fabienne Forse eine Spielerin in der höchsten
Ranglistenklasse der Schülerinnen B
haben, die auch sehr fleißig trainiert. Wer weiß,
vielleicht sind wir gar nicht so weit vom nächsten großen
Talent entfernt...
Beim nächsten Bundesligaeinsatz hat Nikola sich
festgespielt. Sie
könnte zwar der Regionalligamannschaft sehr helfen, aber
andererseits hat sie
auch
fantastisch in der 2. Liga gespielt. Wie werdet ihr da
verfahren?
Frank Schmidt Wer am Sonntag in Besse dabei war,
konnte nicht übersehen, dass Nikola im Moment
phasenweise "Tischtennis vom anderen Stern" spielt. Sie
befindet sich wohl in der Form ihres Lebens und wird wenn
es so weitergeht mit Sicherheit eine der besten Bilanzen im
hinteren Paarkreuz der zweithöchsten deutschen Spielklasse
spielen können. Es wäre Nikola gegenüber nicht fair, ihr in
dieser Form die Chance zu
nehmen, ihre Einsätze in der 2.Liga zu bekommen. Sie wird
sich wohl
bereits kommenden Sonntag in Burgstetten wirklich in der
1.Damenmannschaft festspielen. Ihren bislang einzigen
Einsatz in der Regionalliga bedeutete gleichwohl einen
wichtigen Sieg für unsere 2.Damenmannschaft. Wenn ich mir
bislang die Ergebnisse von Konz und Altenkirchen in der
Regionalliga anschaue, so
denke ich, haben wir auch Chancen, ohne Nikola die Klasse
zu halten.
Ist es eigentlich hart für Fraulauterns Herren so im
Schatten der Damen
> zu stehen?
Frank Schmidt (Lacht) Diese Frage habe ich mir
ehrlich gesagt noch nie gestellt!
Natürlich kann ich jetzt nicht für alle Herren spreche,
aber entscheident ist doch, wie miteinander
umgegangen wird. Sicherlich wäre es unangenehm, Leute mit
Starallüren im Verein zu haben und sich mit ihnen abgeben
zu müssen, aber das trifft auf Fraulautern keineswegs zu.
Beim letzten Heimspiel der ersten Herrenmannschaft waren
z.B. drei unserer Spielerinnen (darunter unsere
beiden "Stars") der ersten Damen extra in die Halle
gekommen, um uns anzufeuern - in welchem anderen Verein
gibt es so etwas schon? Oder wo stellt sich die Nummer eins
der 2.Liga im Jugendtraining freiwillig mit einem B-Schüler
an den Tisch zum
Trainieren???
Also Neid empfinde ich auf keinen Fall, ich bin vielmehr
verdammt stolz,
in einem so erfolgreichen Verein spielen zu dürfen. Wer
gedacht hat, dass
sich durch die 2.Bundesliga zusätzliche Reibungspunkte
ergeben, der hat sich
getäuscht - im Gegenteil: eine so gute Stimmung wie zurzeit
gab es seit
dem ich in Fraulautern bin noch nie. Wenn das so bleibt
(was ich sehr hoffe),
dann steht uns allen eine sehr schöne und erfolgreiche
Saison 2003/04
bevor!
Vielen dank für dieses Gespräch.
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