Anleitung zur Nachwuchsverhinderung
Leitfaden, wie erfolgreich gegen nervtötende Besserwisser,
Querulanten und allzu engagierte Jugendarbeit sowie
überehrgeizige Trainer vorgegangen werden kann bzw. diese
erst gar nicht im Verein aufkommen.
Wer kennt das Problem nicht, es gibt schließlich kaum einen
Verein, der nicht einmal Jugendarbeit betreiben musste. Bei
einigen, es werden zum Glück immer weniger, ist der Vorstand
so schwach, dass sie sich über viele Jahre dieser mühselige
Plackerei hingeben. Dabei gibt es doch zahlreiche,
erfolgversprechende Kniffe mit dem dieses Problem gelöst
werden kann bzw. mit denen es gar nicht erst entsteht.
Im ersten Teil unseres Leitfadens beschäftigen wir uns
damit, wie mit geschickten Schachzügen das Aufbauen von
Jugendarbeit überhaupt verhindert wird. Im zweiten Teil
beraten wir all diejenigen, die nicht verhindern konnten,
dass Kinder und Jugendliche im Verein spielen; aber auch da
gibt es genügend Möglichkeiten, um dies in geregelte Bahnen
zu lenken. Wer glaubt eine nervtötend gut funktionierende
Jugendarbeit sei ein Selbstläufer und nicht zu unterbinden
der irrt, was wir im abschließenden dritten Teil darlegen
werden.
Wie erfolgreich Jugendarbeit gar nicht erst zugelassen
wird
Eine glückliche Atmosphäre schaffen
Eine intakte Aktivenmannschaft (und möglichst nur eine) ist
mit der beste Schutz vor dieser leidigen Jugendarbeit. Wer
sich in der Mannschaft wohlfühlt, wird doch nicht auf den
Gedanken kommen, sich selbst Konkurrenz zu schaffen, indem
er irgendwelchen Tischtennisnachwuchs heranzüchtet und
damit nur Unruhe in einen bislang intakten Verein bringt.
Ein kurzer Hinweis der Mannschaft oder des Vorstandes, dass
unter solchen Umständen ja wohl der Verursacher und
keineswegs der schwächste Spieler das Feld räumen müsste,
wirkt hier wahre Wunder.
Hallenkapazität
Das einfachste und bewährteste Mittel. Da an dem
Trainingstag, manch ein Verein leistet sich den Luxus mehr
als einmal wöchentlich zu trainieren, was aber durch das
Mitbringen eines Bierkastens ins Training durchaus auch Sinn
ergeben kann, die Halle nur abends zur Verfügung steht, ist,
was jeder einsehen wird, gar keine Jugendarbeit möglich.
Jugendliche, die sich in die Halle verirren, nur dann
mitspielen zu lassen, wenn es eine ungerade Zahl ergibt,
stärkt den harten Kern. Wenn also nicht schon längst
geschehen, sind überschüssige Hallenstunden am Nachmittag
zurück zu geben. Um nicht nachträglich noch für Ärger oder
Unruhe zu sorgen, weist man einen anderen Verein darauf hin,
welche Möglichkeiten da bestünden und hat damit sogar noch
etwas für die Allgemeinheit getan.
Teure Jugendarbeit
Natürlich ist Jugendarbeit dem Verein teuer, aber sie kostet
eben viel Geld. Dies ist ein sehr schlagkräftiges Argument,
wenn schon nicht vermieden werden konnte
Jugendtrainingszeiten anzubieten. Diese Belastung ist für
den Verein nicht finanzierbar, was ein Blick in den
Kassenbericht beweist. Der Kassierer als guter
Mannschaftskamerad belegt eindeutig, dass der jetzige
Vereinsbeitrag von 1 Euro auf mindestens 10 gesteigerte
werden müsste, um die Jugendarbeit finanzieren zu können.
Die normalerweise einzige Abstimmung darüber, wenn
überhaupt, wird in der Regel mit nur einer Gegenstimme
abgeschmettert und danach bleibt der Posten des Jugendwartes
unbesetzt.
Vorbild Aktivenmannschaft
Die Spieler der Aktivenmannschaft werden – natürlich
unentgeltlich – dazu herangezogen, dass Jugendtraining zu
leiten. Dies sorgt schon dafür, dass das Training nicht
regelmäßig stattfindet und zudem wird im Aktivenbereich das
richtige Verhältnis zur Jugendarbeit geprägt. Beschwerden
über das ausgefallene Training muss energisch widersprochen
werden, um die Position in der Herrenmannschaft zu stärken.
Selbstredend haben die Herrenspieler stets gute Gründe
dafür, außerdem will ja niemand die Herrenmannschaft
gefährden und bei Beschwerden wegen der Aufsichtspflicht,
nun, das Kind muss ja kein Tischtennis spielen.
Problembezogene Vorstandsarbeit
Wer kennt das nicht? Regelmäßige Vorstandssitzungen haben
den Nachteil, dass da aus purer Langeweile irgendwelche
Themen angesprochen werden, die nur für Zwist und Unruhe im
Verein sorgen können. Es ist deswegen das Beste,
Vorstandssitzungen nur bei wirklich dringenden
Angelegenheiten einzuberufen, was sicherlich nicht häufiger
als ein, zwei Mal im Jahr notwendig ist. Die Floskel: „Wir
besprechen das, wenn Zeit dafür ist, auf der nächsten
Vorstandssitzung.“ hat sich überaus bewährt. Signalisiert
sie doch Bereitschaft, mit der hartnäckiger Wiederstand erst
gar nicht aufkommen kann und damit kann man unangenehme
Dinge mühelos über Jahre verschleppen.
Konzentration des Vorstandes
Es genügt völlig, einen geschäftsführenden Vorstand zu
wählen, wer unbedingt will, kann ja noch als Beisitzer
zusätzlich ernannt werden, auch ein Materialwart, der für
den Getränkenachschub verantwortlich ist, ist noch
zweckmäßig. Es wird sich dann gar nicht erst ein Jugendwart
finden und wenn doch, dann muss er alle geplanten Aktionen
vom Vorstand absegnen lassen. Es ist unklug sich gegen einen
Jugendwart allzu offen und allzu heftig zu wehren, das
könnte dem Vereinsansehen im Ort schaden, aber es gibt
bewährte Strategien das Engagement auch der Hartnäckigsten
zu untergraben (siehe weiter unten).
Alleinverantwortlicher Jugendwart
Der Jugendwart trägt eine große Verantwortung, lasst ihn das
spüren. Am besten hat sich hier die Salamitaktik bewährt:
Grundsätzliche Zustimmung lässt Verärgerung gar nicht erst
aufkommen und dann hat er sicherlich Verständnis, dass die
feste Zusage wegen eines Schnupfens oder der
Fernsehübertragung des ersten Trainings der Formel 1 nicht
eingehalten werden kann. Wenn auf diese Art erst einmal
zwei, drei Aktionen im Sande verlaufen sind, führt das
sicher zur Einsicht, dass die Gegebenheiten einfach nicht
für Jugendarbeit geeignet sind.
Orientierung an der Geschichte
Sehr günstig ist auch, wenn irgendwann in der Vergangenheit
einmal der Fall eingetreten ist, dass der beste Spieler von
einem höher spielenden Verein abgeworben wurde. Seine
Begründung, einmal Training in der Woche sei ihm zu wenig und
er möchte sich noch weiter entwickeln, war natürlich nur ein Vorwand.
Hätte er sich nur mit dem Verein identifiziert, dann wäre er
geblieben. Es bieten sich aus diesem Fall ungeahnte
Möglichkeiten. Wenn sich im Verein nach diesem Trauma erst
die Meinung gebildet hat, dass Jugendarbeit nichts bringt,
da die talentierten Spieler sowieso abgeworben werden, ist
schon so gut wie alles gewonnen. Jetzt muss man sich nur
noch darauf konzentrieren, Gedanken an den Rest der Truppe,
die inzwischen schon längst Herren spielen, gar nicht erst
aufkommen zu lassen.
Eltern, Kinder oder irgendwelche vereinsinternen
Jugendfanatiker stellen auf einmal völlig überzogende
Forderungen? Wir lassen euch nicht allein, und im nächsten
Teil bieten wir genügend Tipps und Anregungen, um auch damit
fertig zu werden.
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