Hinrundenbilanz 2004/05 Oberliga 4 Südwest, Herren
Nachdem die beherrschenden Mannschaften der letzten Runde
beide aufgestiegen waren, gab es im Vorfeld eine größere
Anzahl Aufstiegskandidaten und tatsächlich hat innerhalb der
Liga eine Schar von sechs Mannschaften heraus gebildet, die
um die Spitze kämpfen, während der Abstiegskampf bereits
entschieden sein könnte.
Tabelle der Oberliga 4 der Herren
Zur Lage der Liga und für einen Hinrundenrückblick hat
Christian Schleppi freundlicherweise einmal Stellung
genommen.
Mit Limbach steht eine recht junge Mannschaft vorne,
die sich in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben
gearbeitet hat. Garant dafür war einmal mehr Christian
Schleppi, der in der Hinrunde nicht zu schlagen war. Aber
auch ein starker Sven Lachmund hat die in der Vergangenheit
vorhanden Probleme auf Position zwei vergessen lassen. Es
wird noch eine schwere Rückrunde, aber das Team hat in der
Tat gute Chancen auf den Aufstieg.
Die rechnet sich aber auch der ATSV Saarbrücken aus.
Völlig zurecht, denn mit nur einem Punkt Abstand sind noch
alle Möglichkeiten gegeben. Das Team ist insgesamt auf allen
Positionen gut besetzt, sticht aber gegen die anderen
Mitkonkurrenten nicht hervor, so dass es sehr viel auf die
mannschaftliche Integrität und Moral ankommen wird, wer am
Ende die Nase vorn hat.
Dies wird Nalbach im Meisterschaftskampf wenig
nützen. Da Stefan Schmitt ihnen nicht mehr zur Verfügung
steht, mus sich die Mannschaft weiter nach unten
orientieren. Einige Teams werden am jetzigen Dritten noch
vorbei ziehen, aber eine in etwa ausgeglichene Rückrunde ist
sehr wohl möglich.
Nünschweiler ist wie erwartet der starke Aufsteiger.
Bei günstigem Verlauf kann die Mannschaft noch in den
Titelkampf eingreifen, da in den drei Niederlagen stets auch
die Möglichkeit zum Sieg enthalten waren. Gestützt auf ein
starkes vorderes und mittleres Paarkreuz kann sich das ganze
Team noch steigern, was auf jeden Fall eine starke Rückrunde
garantieren sollte.
Ähnlich sind die Aussichten für Kaiserslautern . Auch
ohne den nominellen Spitzenspieler erreichte das Team eine
gute Ausgangslage für die Rückrunde. Dazu kam der wegen
einer falschen Aufstellung verschenkte Punkt gegen den ATSV.
Sollte das Team es also ernsthaft wollen, hat es vielleicht
sogar die besten Aussichten noch in den Titelkampf
eingreifen zu können, die bisherigen Spiele haben jedenfalls
bewiesen, dass mit der Mannschaft auf jeden Fall zu rechnen
sein wird.
Nach dem Abstieg aus der Regionalliga lässt Pirmasens
es in dieser Runde etwas gemütlicher angehen. Die
Mannschaft ist sicherlich zu den guten der Liga zu zählen
und jederzeit dazu in der Lage, einen der
Aufstiegskandidaten zu schlagen, ohne nach der Hinrunde
selbst zu diesem Kreis zu zählen. Der erreichte Platz sechs
ist sozusagen das Minimum, was erreicht wurde, die Chancen
noch ein paar Plätze gut zu machen, sind dagegen sehr groß.
Oppau bildet sozusagen das Mittelfeld der Liga. Sie
können gegen die Mannschaften vorne gut mithalten, aber
diese nur unter günstigen Umständen ernsthaft gefährden;
haben dagegen aber keine Probleme die dahinter liegenden
Teams zu distanzieren. Nach der Umstellung zur Rückrunde ist
ihnen eine taktische Variante verloren gegangen, trotzdem
ist jede der davor platzierten Mannschaften, die Oppau allzu
leicht nimmt, selbst schuld, wenn dann eine Überraschung
folgen sollte.
Wie erwartet ist es für den saarländischen Aufsteiger aus
Illingen alles andere als eine leichte Runde. Dazu
kamen jetzt noch mehrere Umstellungen, die eine Voraussage
über die Rückrunde erschweren. Bislang schlug sich das Team
jedoch ordentlich und konnte die beiden anderen
Abstiegskonkurrenten hinter sich lassen. Drei Punkte
Vorsprung auf diese sind allerdings ein noch keineswegs
beruhigendes Polster. Dennoch hat die Mannschaften gute
Aussichten auch in der nächsten Saison in der Oberliga an
den Start gehen zu können.
Lediglich das Spielverhältnis trennt die beiden
Tabellenletzten aus Höhfröschen und
Heuchelheim-Klingen.
Schiedlich, friedlich trennten sich beide Mannschaften
Unentschieden. Vor allem die hinteren Positionen sind die
Schwachstellen beider Mannschaften Es ist daher
unwahrscheinlich, dass eine von ihnen noch zu Illingen
aufschließen kann, aber es gab schon weitaus ungünstigere
Konstellationen aus denen heraus Mannschaften der
Klassenerhalt gelungen ist.
Interview mit Christian Schleppi
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Erringen der
Herbstmeisterschaft. In den letzten Jahren hat sich wahrlich
einiges in Limbach getan. Worauf führst Du die jüngsten
Erfolge zurück?
Christian Schleppi
Danke für die Glückwünsche. Man kann schon sagen, dass wir
zur Zeit die Erfolge des gesamten Vereins und im besonderen
der 1.Mannschaft genießen. Einen speziellen Punkt warum der
TV Limbach momentan so blendend dasteht ist nicht in der
jüngsten Vergangenheit zu suchen, sondern es ist vielmehr
ein schleichender Prozess der vor ca. 8 Jahren begann. Nicht
mit finanziellen Mitteln oder nicht passenden
Spielerverpflichtungen zu kurzfristigem Erfolg zu gelangen
war unser Rezept, sondern mit Kameradschaft, Spaß und
Solidarität ist der Verein nicht nur in der Spitze, sondern
auch in der Breite und der Jugend gleichermaßen gewachsen.
Da. Neben großer mannschaftlicher Geschlossenheit lag es
natürlich an Deiner blütenweißen Weste, weshalb Limbach
derzeit Tabellenführer ist. Fühlst Du Dich für die Rückrunde
unter Druck oder ist das sogar zusätzliche Motivation?
Christian Schleppi
Die Tatsache, dass wir die Herbstmeisterschaft errungen
haben, ist neben einer Portion Glück vor allem auf die
Euphorie in der Mannschaft und im gesamten Umfeld
zurückzuführen. Davon profitiert natürlich auch jeder
individuell. Aber auf Bilanzen spiele ich im Gegensatz zu
früher mittlerweile nicht mehr. Daher kann ich weder
behaupten, dass mich die weiße Weste unter Druck setzt noch
dass mich dies zusätzlich motiviert.
Gleich drei saarländische Mannschaften führen die Tabelle
an. Siehst Du darin mehr einen glücklichen Zufall oder ist
doch insgesamt ein Aufschwung im saarländischem Tischtennis
zu erkennen?
Christian Schleppi
Von einem Aufschwung im saarländischen Tischtennis zu
sprechen wäre meiner Meinung nach etwas zu weit hergeholt.
Die Pfälzer Mannschaften auf den Plätzen 4-7 sind nicht
wirklich schlechter als die Saarländer, sondern hatten in
der Vorrunde oft nicht komplett gespielt. Zusätzlich wird
die Oberliga seit Jahren immer schlechter, da viele gute und
junge Spieler lieber in der Regionalliga Mitte/Hinten
spielen als in der Oberliga vorne. Daher geht die Schere
dieser beiden Klassen immer weiter auseinander, so dass der
Aufsteiger in gleicher personeller Besetzung im Normalfall
keinen Punkt in der Regionalliga holen kann.
Nachdem sich Sven vorne nochmals verbessert zeigt, hat
die Mannschaft keinen wirklichen Schwachpunkt in irgendeinem
Paarkreuz. Kann das der Schlüssel zur Meisterschaft sein?
Christian Schleppi
Bereits in der letzten Rückrunde hat Sven sehr stark
gespielt; allerdings die meisten knappen Spiele verloren.
Diese hat er jetzt gewonnen. Und vor allem in den engen
Partien gegen Pirmasens, Nünschweiler und den ATSV waren
seine Punkte ein wichtiger Baustein zum Erfolg. Wenn das
mittlere Paarkreuz und Sven noch mal so eine gute Halbrunde
hinlegen, dann könnten wir bis zum Schluss ganz vorne dabei
sein.
Wird die Meisterschaft unter den ersten fünf Teams
entschieden und siehst Du doch den ein oder anderen davon
als Favoriten an?
Christian Schleppi
Pirmasens ist als Tabellensechster bis jetzt unter Wert
geschlagen worden, da sie viele knappe und unglückliche
Punktverluste hinnehmen mussten. Sie werden sich in der
Rückrunde auf jeden Fall noch nach vorne kämpfen. Wer
letztendlich das Rennen machen will, darf sich im März, wo
die meisten Spiele sind, keine schlechte Phase erlauben.
Zudem wird entscheidend sein, in welcher Aufstellung die
Spitzenmannschaften gegeneinander antreten. Nalbach hatte
z.B. in kompletter Besetzung gegen den ATSV gepunktet und
uns geschlagen, während Nünschweiler und Kaiserslautern die
Punkte quasi „geschenkt“ bekamen, da Nalbach ohne 4
Stammspieler angetreten ist.
Beispiele wie Höhfröschen und Heuchelheim-Klingen, beides
etablierte Oberligateams, zeigen, wie schnell das Pendel
auch in die andere Richtung schwingen kann, was tut Limbach,
um das zu verhindern?
Christian Schleppi
Diese Frage trifft genau den Kern unserer letzten
Vorstandssitzung. Da wir in den letzten Jahren speziell von
„externen“ Spielern profitiert haben, sind wir uns bewusst,
dass das Ganze sich schnell wieder auflösen kann. Im
Jugendbereich haben wir zwar auch schon seit ein paar Jahren
20-30 Kinder im Training; allerdings hatten wir es in der
Vergangenheit nicht geschafft ein alters- und
leistungsgerechtes Jugendtraining anzubieten, da wir große
Probleme mit Hallenkapazitäten hatten. Nachdem wir nun im
ersten Step neue Hallenzeiten generiert haben, werden wir
Anfang 2005 unser auf die gestiegenen Anforderungen
entwickeltes Jugendkonzept versuchen umzusetzen, um dem
Verein eine langfristige breite Basis zu sichern. Die
Jugendlichen wollen wir auch frühzeitig in die
ehrenamtlichen Tätigkeiten einbinden, denn die Aufgaben an
die Vereinsführung nehmen einen immer größeren Umfang an,
welcher auf mehrere Schultern verteilt natürlich leichter zu
bewältigen ist. Um uns überregional zu stabilisieren
versuchen wir junge Spieler in der 2.Mannschaft aufzubauen,
damit diese dann den Nachschub für die 1.Mannschaft bilden.
Welcher Spieler Limbachs hat Deiner Meinung nach den
größten Sprung in der letzten Zeit gemacht und von wem
erwartetst Du die größten Steigerungen in den nächsten ein
bis zwei Jahren?
Christian Schleppi
Ganz klar Christian Schäfer. Mit viel Trainingsfleiß hat er
sich über die 2. Mannschaft bis ins mittlere Paarkreuz der
Ersten vorgearbeitet. Und wenn Christian noch die Beinarbeit
entdeckt und seine nervlichen Schwankungen besser in den
Griff bekommt, dann hat er die Grenzen seiner Spielstärke
noch längst nicht erreicht. Auch die beiden Nachwuchsspieler
André Forsch und Tobias Becker spielen wie die gesamte
2.Mannschaft in der Landesliga hervorragend, was für die
Zukunft einiges erwarten lässt.
Welche Mannschaft hat Dich am meisten in der Hinrunde
überrascht?
Christian Schleppi
Deutlich stärker als erwartet hat sich der TTC Oppau
präsentiert und das obwohl sie 2 Spielerabgänge zu
verzeichnen hatten und zudem noch die Nr.2 Hoxaj verletzt
war. Sensationell hatten sie Pirmasens geschlagen und auch
wir sind nach einem 2:6 Rückstand gerade noch mal davon
gekommen.
Gab es für Dich sonst irgendwelche herausragenden
Begebenheiten, die sich in der Hinrunde zugetragen haben?
In der Vorrunde hatten wir bis auf wenige Ausnahmen nur
schöne Spiele die riesig Spaß gemacht haben. Es gab aber 2
Situationen die für mich sogar schöner waren als die
Herbstmeisterschaft.
Zum einen beim Spiel im Pirmasens, wo ich das erste Mal nach
meiner Verletzung wieder spielte. Als ich dort die Halle
betrat kamen nacheinander der Pirmasenser Trainer Günter
Broschard, die Pirmasenser Jungs und 2 der Zuschauer auf
mich zu, fragten nach meinem Gesundheitszustand und sagten
mir, dass sie sich freuen dass ich mitspielen kann. Mein
absolutes Highlight der Vorrunde war das Spiel von Oliver
Thome gegen Tim-Oliver Heintz. Als Oli vor ca 70 Zuschauern
seinen Angstgegner, gegen der er immer schlecht aussah, in
einem wichtigen Match nach packenden Ballwechseln
niederringen konnte, war ihm die pure Freude in den Augen
anzusehen. Und wir alle freuten uns mit ihm; ein wirklich
unvergesslicher Moment.
Du selbst hast in der Jugend zwar ordentliche, aber
keineswegs mit Deinen Erfolgen bei den Herren vergleichbare
Ergebnisse erspielt. Wie kam das und was rätst Du jungen
Spielern, um sich deutlich zu verbessern?
Christian Schleppi
Neben vielen kleineren Umständen gab es 2 Hauptgründe warum
ich im Tischtennis erst später besser wurde. Zum einen habe
ich früher noch andere Sportarten intensiver betrieben,
wobei ich im Tennis mit 18 Jahren sogar vorne in der
saarländischen Aktivenrangliste zu finden war. Der
Tennissport an sich hatte mir von der Jugend an immer mehr
Spaß gemacht als Tischtennis. Den Ausschlag warum ich dann
die Priorität auf TT gesetzt habe war eher personenbedingt,
da die meisten TT-Spieler trotz allem sportlichen Ehrgeiz
großen Wert auf Kameradschaft und Fairness legen.
Zum anderen war ich früher ein sehr trainingsfauler Spieler,
in dem Sinne, dass ich nur Spiele machen wollte und keine
gezielten Übungen. Immerhin bis zum Aufstieg in die Oberliga
konnte ich mit damit durchsetzen. Aber erst als ich von
anderen Spielern, wie z.B. Wolfgang Emmerich lernt, wie man
auch in 45-60 Minuten mit einfachen Übungen ein effektives
Training, das zudem noch Spaß macht, gestalten kann, konnte
ich mich spielerisch nochmals verbessern. D.h. nicht, dass
ich ein Befürworter eines starren Robotertrainings ohne
taktischen und spielerischen Komponenten, wie ich es im
Landestraining erlebt habe, bin. Ganz im Gegenteil; gerade
junge Spieler sollten erst einmal ihren eigenen Stil
entwickeln und diesen dann individuell verbessern.
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